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Einleitung : Als 1994 in der deutschen Presse Berichte über Schmuggelgeschäfte mit Straussen in Namibia erschienen, erinnerten diese beinahe an einen Fernsehkrimi: Polizei, die an illegalen Landepisten auf Propellermaschinen, vollgeladen mit Straussenkuken oder -eiern, warteten und die "Buschpiloten" in Handschellen abführten. Der Umstand, dass es dabei um Millionengeschäfte ging, an denen noch dazu deutschstämmige Farmer be. teiligt waren, weckten auch hierzulande das Interesse an der exotischen Handelsware Strauss. In Namibia dagegen erregte Aufsehen, dass sowohl der Justizministerals auch der stellvertretende Innenminister illegaler Transaktionen beschuldigt wurden
Die Straussenzucht blühte im südlichen Afrika bereits im vorigen Jahrhundert, als die Federn des grössten Vogels der Welt bunt gefärbt zur unabdingbaren Ausstattung der Damenmode gehörten. Heute spielen die Federn nur noch eine marginale Rolle, dafur zählen das weiche, eigenwillig strukurierte Leder und das Fleisch zu den wichtigsten Produkten der Straussenhaltung. Vor allem in den USA, aber auch in Japan und Europa haben Schuhe und Taschen aus Straussenleder einen festenPlatz in der exklusiven Mode gefunden. Straussenfleisch wiederum ist dem Rindfleisch geschmacklich wesentlich ähnlicher als Geflügelfleisch, ist fettarm und hat einen sehr niedrigen Cholesteringehalt. Diese Tatsache gab Anlass zur Hoffnung, dass sich die überernährten europaischen und nordamerikanischen Verbraucher in Zukunft verstärkt eher ein Straussen- als ein Rinder- steak bestellen würden
Haupteinnahme der namibischen Straussenfarmen stellte jedoch der Handel mit genetischem Straussenmaterial dar, für das vor allem in den USA hohe Preise erzielt wurden, da man dort moglichst rasch eine eigene, leistungsfähige Straussenindustrie aufziehen wollte. Ausser Namibia exportierten 1994 nur Bophutatswana, Tanzania, Israel, Holland, Mexico, Costa Rica und Portugal Strausseneier und -kuken, wobei die Farm in Portugal einem deutschstämmigen Namibier gehort
Auch in Deutschland war diese potentielle Geldquelle entdeckt worden; 1993 gab die Landwirtschaftskammer Rheinland mit den "Informationen zur Haltung von Straussen" (GOBBEL & TULLER 1993) eine detaillierte Broschüre für den interessierten Landwirt befalls. Man verwies jedoch auch auf den spekulativen Charakter des Straussengeschafts und gebot Vorsicht. Sicherlich kann man die deutschen Straussenfarmer noch alsLiebhaber oder gar Spinner betrachten; durch die Forderung van Tierschüzern und Tierärzten nach einem Verbot der Straussenhaltung in Deutschland ist die Zukunft dieses Erwerbszweiges sowieso eher ungewiss
Was aber bewegt die namibischen Farmer, sich in illegalen Geschäften zu engagieren? Strausse sind zwar im süidlichen Afrika beheimatet, ihr Fleisch gehört aber nicht zur traditionellen einheimischen Kost. Da Straussenzucht bislang eigentlich eine Domane Südafrikas war, liegt es nahe zu überlegen, warum sich die Farmer in der ehemals deutschen Kolonie Südwest-Afrika plötzlich fur dieses Geschäft interessieren, und womit sie in der Vergangenheit ihr Geld vetdient haben. Wie funktioniert die Straussenhaltung, oder besitzt sie bereits Merkmale einer Straussenzucht; und kann diese einen reellen Beitrag zur landwirtschaftlichen Versorgung und wirtschaftlichen Stabilisierung des erst vor kurzem van Süidafrika unabhängig gewordenen Namibias beitragen?
In der vorliegenden Arbeit sollen Antworten auf diese Fragen gesucht werden, basierend auf bereits bestehenden Untersuchungen über die Straussenhaltung allgemein sowie eigenen Erhebungen in Namibia
Es ist daraufhinzuweisen, dass ich mich in dieser Arbeit aus Grunden der Vergleichbarkeit auf die ehemalige Verwaltungsgliederung stütze, der der Odendaalplan zugrunde liegt, obwohl in Namibia seit 1991 neue Distriktgrenzen gelten