This unpublished teacher's diploma thesis discusses the ethnic identity of German-speaking Namibians and their school policy both in colonial and independent Namibia. The focus in on the situation after independence. Unlike other work on the same topic, the thesis is based on extensive original research (interviews and visits to schools) in Namibia during 1994. The introduction provided by the author follows next:
In der vorliegenden Arbeit sollen Rolle und Stellenwert der deutschen Schulen für diesen Befund näher untersucht werden. Dabei stellt sich exemplarisch die Frage nach der politisch tragfähigsten Balance zwischen der Gewährung van Minderheitenrechten und dem Anspruch auf Gleichberechtigung und Gleichbehandlung aller Bürgerinnen eines Staates, eine Frage, die auch für die Bundesrepublik, etwa für den Umgang mit der turkischen oder der dänischen Minderheit in Schleswig-Holstein immer wieder gestellt wird
Ist ein gewisses Mass an Zugeständnissen, vor allem im sprach- und schulpolitischen Bereich, notwendig und sinnvoll, um Minderheiten in die Gesellschaft besser integrieren zu können und deren Angehörige als loyale Mitglieder der Gesellschaft zu gewinnen oder schafft man gerade dadurch die Voraussetzung für isolationistische, segregationistische Bewegungen? Da die Schulpolitik in diesem Sinne exemplarisch für den Kampf um Minderheitenrechte als solche betrachtet werden kann und somit zum zentralen Instrument der Selbstbehauptung van Minderheiten avanciert, soll der Verlauf der Auseinandersetzungen der deutschen Minorität Namibias zunächst mit der sudafrikanischen Administration, die Südwestafrika van 1915 bis zur Unabhängigkeit als eine 'funfte Provinz' verwaltete, und schliesslich mit der seit 1990 regierenden South West Africa People's Organisation (SWAPO) in dieser Arbeit nachgezeichnet werden. Dabei stehen die Auseinandersetzungen der Gegenwart und der jungeren, postkolonialen Vergangenheit im Zentrum des Interesses. Die historischen Konflikte, die in der Literatur, im Gegensatz zur Nach-Unabhängigkeitsphase, bereits ausführlich besprochen sind, werden allerdings als Vergleichsmassstab und Folie herangezogen
An dieser Stelle möchte ich zur Klärung kurz auf einige sprachlich- stilistische Fragen eingehen. So habe ich mich, um bei der Nennung van Personenkreisen, mit denen sowohl Personen maskulinen wie femininen Geschlechts gemeint sind, beide Geschlechter einzuschliessen, in der vorliegenden Arbeit dafür entschieden, die inzwischen etablierte Schreibweise mit '-Innen' zu verwenden. Wenn auch an manchen Stellen das sprachästhetische Empfinden und die flussige Lesbarkeit leiden sollten, scheint mir diese Massnahme dennoch sinnvoll, zumal diese Arbeit in grossen Teilen van der Sensibilität im Umgang mit der eigenen Sprache handelt. Lediglich bei zusammengesetzten Nomina, etwa bei 'Schulerleistung', habe ich van dieser Methode Abstand genommen, auch wenn selbstverständlich auch in diesen Fallen weibliche Personen mitgemeint sind
Desweiteren möchte ich darauf hinweisen, dass ich in dieser Arbeit wiederholt die Begriffe 'Schwarze', 'Weisse' und 'Coloureds' verwende, ohne damit diesen Gruppen rassistische Merkmale zuordnen zu wollen. Gemeint sind damit Menschen einer bestimmten Bevölkerungsgruppe, die sich aufgrund äusserlich scheinbar objektiver Gemeinsamkeiten wie der Hautfarbe oftmals mit gleichen sozialen Gegebenheiten konfrontiert sehen. Damit soll keinesfalls eine Fortführung rassistischer Apartheidstermini mit allen damit verbundenen Implikationen und Vorurteilen vorgenommen werden, jedoch macht der Mangel an sprachlichen Alternativen eine Verwendung dieser Begriffe nahezu unmöglich
1. 1 Vorgehensweise und Methoden: In einem ersten Überblick versuche ich unter Punkt 2 zunächst einmal die deutsche Minderheit Namibias, in ihrer derzeitigen Bedeutung für Namibia sowie in ihrer Selbstwahrnehmung näher einzugrenzen. Dabei soll der spezifische 'Kulturbegriff' und ihr Verhältnis zum 'Mutterland' BRD ebenso umrissen werden wie ihre ökonomische Relevanz und die Institutionen, die sie sich geschaffen hat. Im Anschluss daran folgt unter Punkt 3 ein historischer Abriss des Verhaltens der Deutschsprachigen in Schulfragen. Insbesondere werden jene Situationen herausgegeriffen, in denen die Deutsch- sprachigen massiven Bedrohungen im Bereich der Sprach- und Schulpolitik ausgesetzt waren, also sowohl die jeweiligen Nach- kriegsjahre im Anschluss an die beiden Weltkriege, als auch die 70er Jahre, in denen die Bundesregierung aufgrund der veränderten internationalen Gesamtsituation die Kürzung der für die Namibia- Deutschen lebensnotwendigen Subventionen androhte
Teil II der Arbeit beginnt mit einer ausführlichen Beschreibung des schulpolitischen Engagements der Deutschsprachigen im unabhängigen Namibia, in dem sich mit der ersten demokratisch gewahlten Regierung ein neuer Akteur in die schulpolitsche Diskussion einschaltete, der die schulischen Minderheitenrechte der Deutschen in Frage stellte. Die neuen Vorgaben des Erziehungsministeriums und allgemeine schulpolitische Ziele sind Thema in Punkt 4. Punkt 5 der vorliegenden Untersuchung greift die gegenwärtige Situation der deutschen Schulen im Rahmen des namibischen Erziehungswesen auf. Dabei werden die verschiedenen relevanten Faktoren nach den daran beteilgten Akteuren untergliedert. Mit Punkt 6 soll schliesslich anhand ausgewählter Fallbeispiele die alltägliche Auseinandersetzung an den deutschen Schulen veranschaulicht und dabei den Leserinnen auch Detailfragen vor Augen geführt werden. Schliesslich soll Punkt 7 mit einem abschliessenden Fazit der deutschen Schulen in Namibia die vorher auseinanderlaufenden Stränge wieder zusammenführen und die Ergebnisse der Untersuchung komplettieren